Möbelstoffe
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2008-07-14 19:22
Überlegen Sie beim Einkauf von einem Sofa, Sessel, Bett oder Stuhl, mit was für einem Möbelstoff sie bezogen sind? Wissen Sie, wodurch unterscheiden sich gute und schlechte Möbelstoffe? Sind in einer TV-Werbung gelobte Möbelstoffe wirklich hochwertig und modisch?
Gewebte Stoffe
Alle Stoffe, die heutzutage in Möbelindustrie verwendet werden, teilt man in zwei Gruppen:
- Gewebte Stoffe (Kett- bzw. Schussfäden werden verkreuzt)
- Nicht gewebte Stoffe (Schichten von Spinfasergarn werden in nicht gewebter Weise miteinander gefestigt)
Beide Gruppen sind heute populär und werden von vielen Herstellern angeboten. Zuerst besprechen wir die „ältere" Gruppe, d. h. gewebte Stoffe.
Bunte gemusterte Stoffe sowie von Hand gewebte Stoffe werden in literarischen Quellen bereits seit 12-9. Jh. v.Ch. beschrieben. Chinesische und japanische Seidenstoffe, italienischer Renaissancesamt, galanter Gobelin wurden über Sarkel und Byzantie nach Europa geliefert. Diese Stoffe waren sehr lange Zeit Beispiele einer sehr tüchtigen, komplizierten und manchmal auch geheimen Handerbeit von Webern und Künstlern. Deswegen kosteten diese Geweben sehr viel und wurden in Interieurs nur sehr reicher Menschen verwendet.
Gewebemuster wurde geschaffen, indem man in verschiedener Weise bunte Fäden band. Sie wurden beispielsweise nicht durch einen Faden, sondern durch mehrere hindurchgesteckt. Im Prinzip ist diese Musterbildung eine Hauptmethode in Textilindustrie auch heute.
JACQUARDGEWEBE
Joseph Marie Jacquard mechanisierte am Anfang des 19. Jahrhunderts das ganze Prozess, das viel Handarbeit benötigte. Für diese Erfindung bekam J. M. Jacquard Rente bis zu seinem Tod vom Imperator Napoleon. Qualität eines Gewebes hängt von Fadencharakteristik ab: Farbeechtheit, Fadenfestigkeit u. a. Musterbildung aus bunten Fäden ist nicht die einzige Möglichkeit, Gewebefarbe zu bekommen. Stellen wir uns vor, dass Kettfäden aus Baumwolle nicht gefärbt sind und Muster (Schussfäden) aus Polyester schon bunt sind. Um den Grund zu färben, wird das Gewebe in einen Farbstoff eingelegt, dessen Temperatur für Baumwolle berechnet ist. Farbstoff bewirkt Polyester nicht, deshalb bleibt er unverändert. Grund aus Baumwolle bekommt aber Farbe des Farbstoffes. Die zweite Möglichkeit ist eine zweistufige Färbung: Fäder aus unterschiedlichen Rohmaterialien werden mit speziellen unterschiedlichen Farbstoffen gefärbt.
Nützliche Ratschläge
Haben Sie keine Angst vor Synthesefasern. Moderne Synthesefaser haben sehr viele Vorteile: sie „atmen" und lösen keine Allergie aus. Sie sind bequem zu verwenden und leicht mit natürlichen Geweben zu kombinieren. Synthesefaser werden immer beliebter von Herstellern und von einfachen Käufern.
CHENILLEGEWEBE
Chenillen werden als Jacquardgewebe mit kompliziertem Bindungsbild bezeichnet. Sie haben einen oder einige Chenillefader aus Hochbauschgarn und einfachem Garn und wird fast nicht unausdehnbar sowie passt gut in die gesamte Gewebestruktur. Das Gewebe sieht wie eine flauschige Raupe aus ("chenille" bedeutet im Französischem „Raupe").
Chenillen bestehen entweder aus gleichartigen Fäden (z. B. Polyester, Synthesefaser), oder können auch gemischt sein (Polyester mit Baumwolle, Acryl oder Viskose). Hochbauschgarn verleiht einem Möbelbezug eine besondere Weichheit und ein ruhiges und gemütliches Aussehen. Hochwertige Chenillen erfahren keine Pill-Bildung (d. h. keine Pille entstehen auf einer Gewebeoberfläche). Staub von Chenillegeweben ist leicht mit Staubsauger, einer weiche Bürste oder Schwamm zu reinigen.
Plüsch
Am meisten wird Velours von allen Plüschgeweben verwendet (auch „Plüsch" oder „Velvet" genannt). Es gibt viele Herstellungsmethoden von diesen Geweben. Nicht gewebte Herstellung von Velours wird als Flock-Herstellung genannt (in der Regel wird auch das Gewebe selbst auch Flock genannt). Aber der echte Velours wird immer gewebt. Es gibt einige Hauptherstellungsmethoden:
1) V-förmig. Hochbauschgarn wird mit einem Grundfaden in V-Form gebunden.
2) Eine härtere Bindungsmethode. Hochbauschgarn wird mit zwei Grundfäden gebunden. Man stellt sich das als zwei eng gebundene „W" - Buchstaben. Auf diese Weise wird Festigkeit von Velours herausgebracht.
3) Grundfäden werden in zwei Reihen geteilt. W-förmige Fäden binden zwei Gründe zusammen. Dann wird der Faden abgeschnitten. Da bunte Musterfäden für beide Gründe gleich gebraucht werden, bekommt man dasselbe Muster. Man bekommt zwei Geweberollen mit identischen „Gesichtern". Im englischen heißt diese Methode "face-to-face" Es wird gemeint, dass "face-to-face" der zuverlässigste und dichteste Velours ist. Nur wenige Hersteller in der Welt produzieren diesen Velours, weil technologische Prozesse sehr teuer sind. Beim Kauf von Velours beachtet man nicht nur ästhetisches Aussehen, sondern auch Gewebedicke und Ruf des Verkäufers. Manchmal werden Reste von einfachen Geweben als hochwertige Stoffe verkauft.
Nicht gewebte Stoffe
FLOCK
Flock wird als nicht gewebte Textil bezeichnet. Zum ersten Mal wurden Geweben, die ohne Webmaschinen hergestellt waren, im 1. Jahrhundert vor Christi erwähnt. Die Kunst, einen Schnittflor auf einem dichten Grund mit einer dünnen Harzschicht zu kleben, entstand in China und im hohen Mittelalter verbreitete sich in Europa.
Heute wird im Herstellungsprozess von Flock feiner Nylonflor verwendet. Ein gewebter Grund bewegt sich in einer Webmaschine und wird dabei mit einer dünnen Klebstoffschicht bedeckt. Aus einem Bunker, der sich über der Webmaschine steht, wird Flock geliefert und Florteilchen werden auf dem Grund zerstreut. Über dem Grund entsteht ständiges elektrostatisches Feld. Elektrisierte Florteilchen fallen senkrecht durch dieses Feld auf den verklebten Grund und auf diese Weise entsteht glatte und weiche Oberfläche.
Man kann Geweben aus Flock nicht mit Reinigungsmittel, die Spiritus behalten, reinigen, denn Klebstoff schmilzt und Flockteile reiben sich ab.
Auf einen bedruckten Flock wird Muster von Papierblatt verlegt (ähnlich wie man einen Text durch Kopierpapier kopiert). Gepresster Flock ist einfarbig. Muster wird mit einem Wall gepresst.
Nützliche Ratschläge
Flock kann unterschiedliche Qualität haben. Vermeiden Sie billige chinesische und türkische Flocke. Möbelbezüge werden schlecht aussehen und nicht dauerhaft sein. Türkische Flocke haben weder dichten Flor, noch eine Schutzschicht. Erkundigen Sie sich bei dem Verkäufer, welche Rohmaterialien Hersteller benutzen.
Bedruckte Stoffe
Bedruckte Stoffe spielen unter Möbel- und Dekorationsstoffen eine besondere Rolle. Bedruckte Muster verzieren heute sehr verschiedene Jacquardgeweben, Flocke, Velours. Früher wurden nur reine Baumwollestoffe bedruckt. Deshalb denken wir auch heutzutage an Baumwolle, wenn wir über bedruckte Stoffe sprechen. Man sollte doch nicht vergessen, dass heute Möbelwerker, wenn sie über Baumwollestoffe sprechen, einen gemischten oder sogar synthetischen Stoff im Sinne haben.
Heimat von bedruckten Stoffen ist Indien - ein Land mit entwickelter Baumwolleindustrie und einer großen Menge von natürlichen Farbstoffen. Im Mittelalter gab es in Europa viele Manufakturen, wo es Geweben mit indischen Ornamenten hergestellt wurden. Bedruckte Stoffe waren für Europäer eine Alternative gegenüber teuren Stoffen. Untere Gesellschaftsschichten könnten sich Silk, Brokat oder Samt nicht leisten, deshalb begnügten sie mit Leinen oder Baumwolle. Bedruckte Muster kopierte man von teuren gewebten Mustern.
Am Ende des 18. Jahrhunderts änderte K. F. Oberkampf aus der Schweiz mechanische Drucktechnologie. Für Druck wurden dann gravierte Tafel aus Messing mit gepresstem Muster benutzt. Eine neue Qualität bakam auch Druck von einem Zylinderwall.
Eine große Gefahr stellt Verbleichen von Mustern wegen Sonnenstrahlen und nasser Reibung dar, deshalb sollen Geweben zusätzlich bearbeitet und mit einer Schutzschicht bedeckt werden.
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